Alice Miller - Am Anfang war Erziehung
"Was dem Kind in den ersten Lebensjahren passiert, schlägt unweigerlich auf die ganze Gesellschaft zurück. Psychosen, Drogensucht, Kriminalität sind ein verschlüsselter Ausdruck der frühesten Erfahrungen. Diese Erkenntnis wird meistens bestritten und nur intellektuell zugelassen, während die Praxis (die politische, juristische oder psychiatrische) noch stark von mittelalterlichen, an Projektionen des Bösen reichen Vorstellungen beherrscht bleibt, weil der Intellekt die emotionalen Bereiche nicht erreicht."
Alice Miller öffnet uns in diesem Buch die Augen über die verheerende Form der Kindererziehung - die ja nur das Beste für das Kind will. Sie tut das einmal durch eine Analyse der "pädagogischen Haltung" und zum anderen durch die Darstellung der Kindheit einer Drogensüchtigen, eines politischen Führers und eines Kindesmörders.
Für seine Entfaltung braucht ein Kind den Respekt seiner Bezugspersonen, Toleranz für seine Gefühle, Sensibilität für seine Bedürfnisse und Kränkungen, die Echtheit seiner Eltern, deren eigene Freiheit - und nicht erzieherische Überlegungen - dem Kind natürliche Grenzen setzt.
Meine Gedanken
Ein Buch, das einem einiges abverlangt. Nicht nur an Intellekt, Aufnahmebereitschaft und Auffassungsvermögen, sondern auch an der eigenen Moral, der eigenen Erziehung und die seiner Eltern und Kinder.
Durch dieses Buch habe ich verstanden, wie meine Eltern erzogen worden sind und weswegen sie mich so erzogen haben, wie sie es getan haben.
Dieses Buch ist teilweise sehr erschütternd und schmerzhaft, es führt aber auch zu einem tieferen Verständnis der eigenen Eltern, Kinder und sich selbst.
Über die Autorin
Alice Miller studierte in Basel Philosophie, Psychologie und Soziologie. Nach der Promotion machte sie in Zürich ihre Ausbildung zur Psychoanalyse und übte 20 Jahre lang diesen Beruf aus.
1980 entschloß sie sich, ihre Praxis und Lehrtätigkeit aufzugeben, um zu schreiben. Seitdem veröffentlichte sie 8 Bücher, in denen sie die breite Öffentlichkeit mit den Ergebnissen ihrer Kindheitsforschungen, mit den Ursachen und Folgen von Kindesmißhandlungen bekannt machte. Die verborgene Manipulation in der Erziehung und Politik aufzudecken war lange das Ziel ihrer Bemühungen. Heute befaßt sie sich u.a. mit der Analyse von vereinnahmenden Gruppen.
1986 erhielt sie in New York den Janusz-Korczak-Preis.
Weitere Publikationen: "Das Drama des begabten Kindes", "Das verbannte Wissen", "Der gemiedene Schlüssel" u.w.
Das Buch
Alice Miller - Am Anfang war Erziehung
Suhrkamp Taschenbuch, Erste Auflage 1983
