Albert Camus - Die Pest

 

Der Arzt Rieux empfindet seine Rolle als Berichterstatter über die Pest in Oran als die eines "Zeugen bei einer Art von Verbrechen". Statt des Wunschbildes von der "besten aller Welten" entwirft Camus ein Bild von der Welt als eine Kette von Untaten, für die allerdings kein Täter dingfest gemacht werden kann, seit an keinen Schöpfergott mehr geglaubt wird, gegen den die Menschen ihren Aufschrei der Empörung richten könnten. In einer solchen Welt fehlt auch der Trost, Heimsuchungen wie die Pest als einen Ausnahmezustand zu verstehen. Es scheint nur einen Wechsel zwischen manifester und latenter Todesherrschaft zu geben: Atempausen gibt es, in denen sich die Liebe, die Lebensfreude entfalten kann, aber "der Pestbazillus stirbt niemals aus".

Wenn Rieux von der Pest sagt:"Man müßte wahnsinnig, blind oder feige sein, um sich mit ihr abzufinden", so heißt das für ihn, einer sein zu wollen, der sich nicht abfindet, der bis an die äußerste Grenze seiner Kraft um die "vorläufigen Siege" kämpft, wenn es schon die endgültigen nicht gibt.

In seiner Berichterstattung distanziert sich Rieux eindeutig von den "alten Berichten", die von "wirklich Großartigem" und "von einem tröstlichen Helden" erzählen. Selbst das Leid habe in der Zeit der Seuche nichts "Erhabenes" gehabt.  Rieux´ Kampf ist wie der Tod, gegen den er sich richtet, ohne tröstliche Verklärung. Er besteht darin, jeden Tag von neuem anzufangen.

 

Meine Gedanken

 

Ein Roman, in dem eindringlich und genau geschildert wird wie sich die Menschen und die Umgebung einer Stadt ändern - und auch wieder nicht -, wenn aus heiterem Himmel eine tödliche Krankheit über sie hereinbricht. Männer, die sich früher kaum gekannt haben, werden Freunde in der Angst; viele trauern ihren Geliebten nach, die ausserhalb der Stadtmauern weilen und verklären sie; die Hoffnungen werden kleiner und schwinden; die Bewohner versuchen, irgendwie weiterzuleben und ersticken beinahe an der Trostlosigkeit. Vor dem Tod werden alle Menschen gleich, dennoch haben einige wenige mehr zu essen als alle anderen, trauen sich allerdings nicht, ihren Reichtum wie früher zur Schau zu stellen.

Dieses Buch ist anstrengend zu lesen, interessant und einfühlsam. Wer sich einen Medizinthriller aus er heutigen Zeit erwartet, wird enttäuscht sein. Es geht weniger um die Bekämpfung der Krankheit an sich sondern um die Menschen, die daran leiden und sterben und diejenigen, die versuchen diesen zu helfen und dabei selber zu Grunde gehen. All die Kleinigkeiten, denen man früher keine Beachtung geschenkt hatte, gewinnen auf einmal an Sinn und ein räudiger Hund auf der Straße hat mehr Bedeutung als der tägliche Sonnenaufgang.

 

Der Autor

 

Albert Camus wurde 1913 in der damaligen französischen Provinz Algerien geboren. Camus besucht dank eines Stipendiums das Gymnasium. Tuberkulose verhindert direkt nach der Matura sein Studium, 1932 beginnt er Philosophie zu studieren. Aufgrund seiner Erkrankung wird er weder als Lehrer zugelassen noch 1939 als Kriegsfreiwilliger angenommen.

1940 wird er wegen seines Kampfes gegen die Zensur aus Algerien ausgewiesen. Er lebt fortan in Frankreich. 1948 wird sein Werk "Belagerungszustand" uraufgeführt, 1949 erscheint "Die Gerechten". 1957 erhält Albert Camus den Nobelpreis. Auf der Fahrt von Paris nach Villeblevin stirbt Camus 1960 bei einem Autounfall.

 


   

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